Das Thema Nachhaltigkeit wird in der Regel mit Ökologie gleichgesetzt und damit oft auf nur einen Bereich eingeschränkt. Nachhaltigkeit hat aus meiner Sicht aber drei Seiten: Die ökologische, die soziale und die ökonomische Seite oder auf Englisch ESG (Environmental, Social, Governmental).
Die letzt genannten beiden Aspekte der Nachhaltigkeit werden in der öffentlichen wie auch unternehmensinternen Diskussion nicht nur vernachlässigt, sondern die alleinige Betonung der ökologischen Komponente führt in das genaue Gegenteil dessen, was beabsichtigt ist.
Meine These ist, ohne sozialen Frieden und ohne Wohlstand, Sicherheit und Freiheit ist kein ökologischer Wandel möglich. Die Menschen werden ihren Energiekonsum nur umstellen, wenn sie es sich leisten können und wenn sie den Entscheidungen ihrer Regierungen vertrauen. In Kriegszeiten spielen E-Autos eine untergeordnete Rolle, bei Hungersnöten brauchen wir nicht über die Vorteile des biodynamischen Landbaus reden. In Zeiten unsicherer Energieversorgung werden Kohlekraftwerke wieder angeworfen und bei Nahrungsmittelknappheit wird gedüngt, was das Feld aushält.
Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen, vor der ökologischen Nachhaltigkeit kommen die soziale und die ökonomische Nachhaltigkeit. Damit keine Missverständnisse aufkommen, ich teile die Ansicht vieler, dass der Klimawandel und andere ökologische Verwerfungen die dringlichsten Herausforderungen auf diesem Planeten darstellen, denn ohne eine gesunde und funktionierende Umwelt ist alles nichts.
Die Frage ist, wie packen wir es so an, dass wir schnell zum Ziel kommen. Es geht nicht um die Priorität, es geht um die richtige Reihenfolge. Die Gefahr, die ich sehe: Wenn zu viel, zu einseitig und zu radikal auf ökologische Reformen gedrungen wird, werden sich die Menschen abwenden, wenn vorher nicht die beiden anderen Themen auf ein passendes Ausgangsniveau gebracht werden.
Wenn sich zu viel Aktivismus mit dogmatischen Regierungen und radikalen Maßnahmen kreuzen, können wir das Resultat in vielen Staaten Europas und außerhalb beobachten. Die Menschen wählen konservativer, rechter, die einfachen Antworten der Demagogen und Menschenfänger. Großbritannien, USA unter Trump, Ungarn, phasenweise Italien, Niederlande, Polen, Tschechien usw. Frankreich ist knapp an einem Rechtsruck und Rückzug vorbeigeschrammt. Das passiert, wenn die Reihenfolge nicht beachtet wird. Die Menschen bekommen Angst und nutzen die Wahlurne, um wieder in die Balance zu kommen.
Ich plädiere deshalb dafür, bei allen Nachhaltigkeitsdiskussionen immer alle Seiten der Nachhaltigkeit gleichermaßen zu betrachten und anzugehen und sich im Zweifel zuerst mit den Voraussetzungen zu beschäftigen, die den ökologischen Wandel erst ermöglichen, denn von oben herab wird das nicht funktionieren.
Man muss, wie bei jeder guten Markenstrategie, die Menschen mit ihren Ängsten und Nöten sowie ihre Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen in den Mittelpunkt stellen und von dort aus und mit ihnen den Wandel gestalten.
Managing Partner und BrandTrust-Gründer Klaus-Dieter Koch zählt zu den erfahrensten Markenstrategieberatern Europas und teilt hier regelmäßig Gedanken und Inspirationen mit Ihnen.
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