Abstract
Die Branche der „Fast Moving Consumer Goods" (FMCG) erlebt gerade etwas Bemerkenswertes: Viele Newcomer-Marken gewinnen auffallend stark an Aufmerksamkeit und Relevanz. Was machen diese Marken anders? Warum werden sie zur Love Brand, während die meisten jungen Marken scheitern? Dieses Whitepaper befasst sich mit dem Phänomen. Es gibt Markenverantwortlichen Impulse, wie sie junge FMCG-Marken erfolgreich etablieren und Loyalität aufbauen können.
Wir analysierten interessante Marken, sowohl aus jungen wie etablierten Unternehmen. Es entstand eine Liste aus zwölf Playern, die aktuell relevant sind und Zukunftspotential bieten, bestehend aus sechs Newcomern sowie sechs bereits etablierten Marken. Wichtig: Diese Liste basiert auf einer qualitativen Bewertung, die rein aus Markenperspektive vorgenommen wurde. Sie lässt keine quantitative Vergleichbarkeit zu.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen leiteten wir im Anschluss Erfolgsrezepte ab, mit denen junge Marken die kritischen ersten Jahre im Handel überstehen und die Wertschätzung der Menschen gewinnen können – egal, ob sie von einem Startup stammen oder einem Multi-Brand Konzern.
Listung im konventionellen Handel, stationär oder digital: Dies zeigt, dass die Marke bereits einen gewissen Grad an Marktpräsenz erreicht hat und ihre Produkte für Verbraucher und Verbraucherinnen zugänglich sind. Es ist ein Indikator für die Relevanz einer Marke und zeigt ihr Potenzial, sich zu etablieren.
Einfluss auf das Konsumverhalten oder die Branche: Anhand dieser Kategorie wird bewertet, inwieweit die Marke innovative Produkte, Dienstleistungen oder Konzepte einführt, die das Konsumverhalten beeinflussen. Das kann beispielsweise ein neues Produktionsverfahren sein, der Einsatz nachhaltiger Inhaltsstoffe oder das Bilden eines neuen Konsumtrends. Der Einfluss auf die Branche zeigt sich, wenn neue Standards geschaffen werden und der Wettbewerb sich an diesen Entwicklungen orientiert.
Newcomer sind noch keine acht Jahre auf dem Markt. Mit dieser Zeitspanne berücksichtigen wir die Tatsache, dass der Aufbau einer Marke nicht von heute auf morgen funktioniert, sondern ein langfristiger Prozess ist. In diesem werden neue Marken mit dem harten Wettbewerb konfrontiert, die Floprate in der FMCG Branche beträgt stattliche 70 % innerhalb des ersten Jahres.
Etablierte Marken sind seit über acht Jahren gelistet und haben sich in der Regel einen festen Platz im Regal gesichert. Sie haben sich bereits eine größere Bekanntheit erarbeitet und eine Fangemeinde aufgebaut.
Braucht es wirklich so lange, um eine neue Marke zur InBrand (eine Marke mit hoher Attraktivität - BrandTrust Performance Monitor) aufzubauen? Ja, das tut es. Warum das so ist, zeigt das Beispiel Gustavo Gusto. Die Marke erregte während der Corona-Pandemie mit beeindruckenden Werbekampagnen und jüngst mit ihrem Einstieg ins Eisgeschäft Aufmerksamkeit. Doch auch Gustavo Gusto wurde nicht über Nacht zur etablierten Marke: Sie wurde bereits im Jahr 2014 gegründet, also vor über acht Jahren.
Wir entdeckten vier Erfolgskategorien, mit denen sich die Marken mit unterschiedlichen Strategien ihren Platz im Regal erobert haben:
Diese bieten wegweisende Innovationen, etwa bei Herstellungsverfahren oder Produktkonzepten.
Unternehmen wie Air up, Seedlip, Oatly und Ever Drop ziehen auf diese Weise die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf sich und beeinflussen den Markt langfristig.
In dieser Kategorie finden sich Good Brands und Impact Brands. Sie bieten nicht nur qualitativ hochwertige Produkte an, sondern überzeugen auch mit ihrem sozialen oder nachhaltigen Engagement.
Unternehmen wie share, follow Food, Vegetarian Butcher und Tony's Chocolonely bieten diesen Mehrwert und gewannen damit eine treue Anhängerschaft.
Diesen gelingt es, die Bedürfnisse und Wünsche einer Zielgruppe anzusprechen. Mit trendigem Design, einer markanten Markenbotschaft und einer einzigartigen Positionierung haben sie eine loyale Fangemeinde aufgebaut.
True fruits, shyne und LemonAid hinterlassen auf diese Weise einen starken Eindruck bei den Verbrauchenden.
Solche Marken besitzen ein breites Produktportfolio und decken verschiedene Konsumbedürfnisse ab. Bitte nicht falsch verstehen: Damit ist kein möglichst großer und willkürlich sortierter Bauchladen gemeint, sondern die Markendehnung anhand einer klaren Idee, die sich glaubwürdig über das Produktportfolio erstreckt.
Unternehmen wie KoRo und share erreichten mit Vielfalt und Fokus auf Qualität eine starke Präsenz und wurden zu vertrauenswürdigen Anlaufstellen für Verbraucher.
Es kommt natürlich vor, dass manche Marken mehrere Kategorien nutzen. So zählt Oatly mit ihrem Fokus auf pflanzliche Ernährung auch zu den „Guten". Wir haben uns bei unserer Einordnung immer von der offensichtlichsten Zuordnung leiten lassen.
Gehört zur Erfolgskategorie: die Innovatoren
Website: air-up.de
Die Getränkemarke air up erzielt mit einem innovativen Produkt, ansprechendem Design und starker Präsenz auf Social Media-Plattformen wie TikTok besonders bei jungen Menschen große Erfolge.
Gehört zur Erfolgskategorie: die Expansionisten
Website: korodrogerie.de
KoRo hat es geschafft, den Trend zu gesunder Ernährung zu nutzen. Der Online-Shop bietet eine Vielzahl an Produkten wie Nüsse, Trockenfrüchte und Superfoods in großen Verpackungen an. Die Marke hat durch konsequentes Influencer-Marketing eine breite Bekanntheit erlangt.
Gehört zur Erfolgskategorie: die Hippen
Website: myshyne.de
Obwohl die Körperpflegemarke Shyne noch nicht lange auf dem Markt ist, wurde sie durch die Zusammenarbeit mit Starfriseur Shan Rahimkhan eine vertrauenswürdige Wahl für qualitätsbewusste Haarfärbebegeisterte.
Gehört zur Erfolgskategorie: die Innovatoren
Website: seedlipdrinks.com
Gehört zur Erfolgskategorie: die Innovatoren
Website: everdrop.de
Die Putzmittelmarke fördert das Wir-Gefühl und vermittelt: Durch gemeinsames Handeln können wir viel bewirken.
Gehört zu den Erfolgskategorien: die Guten und die Expansionisten
Website: share.eu
Man könnte share mit der Schuhmarke Toms vergleichen, doch share gelingt es, seine Marke nicht nur auf eine Produktkategorie zu beschränken. Stattdessen strebt das Unternehmen danach, sozialen Konsum im Massenmarkt zu etablieren und Menschen dazu zu inspirieren, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Gehört zur Erfolgskategorie: die Guten
Website: followfood.de
Die Lebensmittelmarke Followfood spricht besonders die urbane, kaufkräftige Zielgruppe an, die Wert auf Transparenz und Nachhaltigkeit legt. Die Marke begeistert mit ihrer Radikalität und konsequenten Ausrichtung viele Menschen und sichert sich eine Vorreiterrolle in der Branche.
Gehört zur Erfolgskategorie: Die Hippen
Website: Lemon-aid.de
Die Limonadenmarke Lemonaid setzt nicht nur auf Fair Trade und Bio, sondern auch auf soziales Engagement. Die Marke wurde aus dem Wunsch geboren, etwas Gutes zu tun und die Welt zu verbessern. Diesen Ansatz verfolgt das Unternehmen auch mit ihrer zweiten Marke, ChariTea.
Gehört zur Erfolgskategorie: Die Guten
Website: tonyschocolonely.com
Obwohl die Schokoladenmarke in Deutschland noch nicht zu den Etabliertesten gehört, ist sie in ihrer Heimat, den Niederlanden, bereits die Nummer 1 im Schokoladenmarkt - und das ganz ohne kostenintensive Werbekampagnen.
Gehört zur Erfolgskategorie: die Innovatoren
Website: oatly.de
Oatly steht in Schweden schon lange neben der herkömmlichen Milch als beliebte Alternative im Kühlregal und bekommt auch in Deutschland immer mehr Platz.
Gehört zur Erfolgskategorie: die Guten
Website: thevegetarianbutcher.de
Die Lebensmittelmarke verkörpert die Geschichte eines Mannes, der die Liebe zum Fleisch mit der Überzeugung für pflanzliche Ernährung vereint.
Gehört zur Erfolgskategorie: die Hippen
Website: true-fruits.com
True fruits ist mehr als nur ein Saftladen. Die Smoothiemarke hat kein Problem mit Ecken und Kanten, provokante Kommunikation und konsequentes Festhalten gehören zum Profil. Mit ihrer Premium-Ausrichtung und ihrem Talent, immer wieder aufzufallen, eroberte sich true fruits einen festen Platz unter den etablierten Marken.
Das haben die porträtierten zwölf Konsumgütermarken gemeinsam: Sie verkaufen nicht nur innovative Produkte – sie besitzen außerdem eine starke Markenidentität und verfolgen Nachhaltigkeitsstrategien.
Sowohl Newcomer als auch etablierte Marken können von ihnen lernen. Das sind ihre Erfolgsfaktoren:
Eine der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist die Betonung der Nachhaltigkeit. Jene Marken, die sich als Vorreiter umweltbewusster Geschäftspraktiken positionieren und das glaubhaft kommunizieren, erfahren eine starke Resonanz. Durch ihren Fokus auf nachhaltige Beschaffung, umweltfreundliche Verpackungen und soziale Verantwortung demonstrieren sie: Wir engagieren uns für eine bessere Zukunft. So gewinnen sie das Vertrauen der Menschen.
Wichtig ist es jedoch, ein Trägerthema zu identifizieren – wie bei share das Teilen, bei Tony's Chocolonely der Kampf gegen die Sklaverei oder bei The Vegetarian Butcher das Vermeiden von Tierleid. Marken brauchen diese Klarheit und Zuspitzung, damit sie sich nicht in der enormen Breite, welches das Wirkungsfeld Nachhaltigkeit besitzt, verlieren.
FMCG-Marken, die es verstehen, ihre Botschaften mit einer Prise Humor zu würzen, können eine positive emotionale Verbindung zu Verbrauchern und Verbaucherinnen aufbauen. Der Einsatz witziger Anzeigen, unterhaltsame Social Media-Inhalte oder lustige Produktnamen heben eine Marke von der Konkurrenz ab und machen sie attraktiv.
Beste Beispiele hierfür sind Oatly und true fruits, die mit Humor einen unverwechselbaren Stil entwickelten. Sie bringen die Fans zum Lachen. Natürlich muss auch dieser Erfolgsfaktor immer zur eigenen Markenidentität passen und zum Humor der Zielgruppe passen. Hierbei ist es wichtig, die Sprache jener Generation zu sprechen, die man erreichen möchte.
Menschen möchten sich mit einer Marke identifizieren und auf persönlicher Ebene angesprochen werden. Jene Marken, die eine authentische und zugängliche Präsenz aufbauen – sei es durch direkten Kundenkontakt, persönliche Geschichten oder eine zugängliche Markensprache – gewinnen das Vertrauen einer loyalen Community. Zum Beispiel fokussieren sich shyne und everdrop auf die individuelle Kommunikation mit den Fans.
Verbraucher und Verbraucherinnen interessieren sich für die Menschen hinter den Marken. Sie wollen wissen: Welche Motivation treibt sie an? Brands, die ihre Gründergeschichte authentisch und inspirierend erzählen, gelingt eine emotionale Verbindung, die von Vertrauen geprägt ist.
Fast alle porträtierten Marken gehen so vor. Gerade bei etablierten Marken ist der Gründungsmythos ein oft noch unbeachteter Schatz, den es zu heben lohnt. Denn nichts bleibt so gut im Gedächtnis der Menschen wie eine emotionale Geschichte.
Wenn eine Marke verkauft wird, kann ihre Gründungsstory – und auch die Gründer persönlich – stark unter Druck geraten. Ein Beispiel ist die Marke The Vegetarian Butcher, sie wurde von Unilever übernommen. In einem solchen Fall muss es den Marken gelingen, die Gründungsidee von den Gründerpersönlichkeiten zu trennen. Sie müssen glaubwürdig aufzeigen, warum diese Gründungsidee mit neuen Eigentümern noch besser verfolgt werden kann. Einen Aufschrei wird es zu Beginn in der Fancommunity immer geben.
Eine starke Online-Präsenz ermöglicht es den Verbrauchern, die Produkte bequem zu kaufen. Ein benutzerfreundlicher Online-Shop mit einfachen Bestell- und Zahlungsmöglichkeiten kann die Reichweite der Marke erweitern und den Kundenstamm vergrößern.
Gerade wenn Listungen hart umkämpft sind und noch kein erfahrenes Vertriebsteam aufgebaut ist, hilft der D2C-Ansatz dabei, eine Fangemeinde aufzubauen. Natürlich kann ein Online-Vertrieb auch über die Online-Shops des Handels betrieben werden, doch die Nähe zur Zielgruppe ist dort nicht so hoch wie im eigenen Shop. Besonders KoRo ist als Beispiel anzuführen: Die Marke ist mit einem konsequenten D2C-Ansatz gestartet, um den Handel als Preistreiber aus der Kette zu nehmen.
Marken, die eine starke Community besitzen, profitieren von einer starken Bindung zu Kundinnen und Kunden. Eine aktive Gemeinschaft kann dazu beitragen, das Markenbewusstsein zu stärken, die Mundpropaganda zu fördern und das Wachstum zu fördern.
Das Community Building geht deutlich über den 3. Erfolgsfaktor „Nahbarkeit" hinaus. Es erfordert mehr Einsatz, weil sich Communitys nicht von allein bilden und schon gar nicht von allein aktiv und loyal bleiben. Hier geht es um Erlebnisse, die mit der Marke inszeniert werden können und das Zusammenbringen von Gleichgesinnten. True fruits zum Beispiel hat es geschafft Fans zu gewinnen, die für Flaschen von Sondereditionen horrende Preise auf eBay bezahlen.
Gerade im Regal macht ein stylisches und ansprechendes Design den Unterschied. Marken, die durch ihre Verpackung ihre Produktpräsentation oder Kampagnen herausstechen, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. (Siehe auch unsere Studie Verpackung 3.0 – was kommt nach Funktion und Emotion?)
Ein ästhetisches und durchdachtes Design, das die Codes der Zielgruppe versteht, wirkt anziehend und sollte gerade in der FMCG-Branche nicht vernachlässigt werden. LemonAid und true fruits stechen mit ihren ästhetischen Glasflaschen heraus, Oatly schuf mir ihrem Comic-Stil ein Design, an dem sich viele FMCG-Brands nun orientieren und auch everdrop spielt stilsicher die Codes ihrer Fangemeinschaft.
Wichtig ist, dass die Marke ihr Design anhand ihres eigenen Markenstils formt und nicht umgekehrt. Es muss erst einmal definiert werden, was ihre Stilelemente sind. Dann werden aus ihrer Markenidentität heraus ein passendes, selbstähnliches Design abgeleitet, dem sie dann treu bleibt.
Möchte eine Marke diesen Erfolgsfaktor für sich nutzen, bedarf es eines Stil-Audits, basierend auf der Markenstrategie und zum Beispiel der Definition eines moderneren Zielbildes. Diesem muss man sich behutsam annähern, damit die Marke noch zu erkennen ist.
Von radikalen und schnellen Designwechseln raten wir ab. So musste Bahlsen erfahren, welche Auswirkungen es hat, wenn sich das Gewand für die Zielgruppe zu schnell wandelt.
Dieser Erfolgsfaktor ist vor allem in der Übergangsphase zwischen Newcomern und etablierten Marken zu beobachten. Es erfordert bereits eine gewisse Markenstärke, um eine erweiterte Produktpalette, neue Variationen und Ergänzungen einführen zu können.
Durch die geschickte Diversifizierung ihres Sortiments können Marken ihre Relevanz steigern und sich als vielseitige Anbieter etablieren – und das, ohne ihre Kernwerte und Qualitäten zu vernachlässigen. Ein Fit zur Marke ist dabei unerlässlich.
Wenn junge FMCG-Marken diese acht Erfolgsfaktoren gezielt umsetzen und dabei ihre eigene Herangehensweise finden, können sie ihre Identität stärken, die Kundenbindung verbessern und langfristige Erfolge feiern.
Bereits das dritte Mal in Folge wurden wir 2023 vom Wirtschaftsmagazin FOCUS als Top Unternehmensberatung ausgezeichnet. Auch in diesem Jahr wurden die exzellente Leistung und die im Gedächtnis bleibende Kompetenz unserer Berater sowohl von Kunden als auch von Kollegen wertgeschätzt.
Wir freuen uns über diese Wertschätzung und danken unseren Kunden und Kollegen.
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