Die Frage „Wer ist der geeignete Kanzlerkandidat?" beschäftigt die CDU/CSU nun seit über einem Jahr. Es kann in der CDU aber nicht nur darum gehen, einen Merkel-Nachfolger zu finden. Das Problem der Partei liegt tiefer, es ist grundsätzlicher Natur: Sie hat ein Identitätsproblem.
Zu Beginn der Corona-Pandemie diskutierte die Union vor allem, wo sie steht in der Parteienlandschaft und mit wem sie arbeiten sollte. (Diese Diskussion geht auf den Unvereinbarkeitsbeschluss von 2018 zurück, der eine Zusammenarbeit mit AfD und Linkspartei ausschließt). Dadurch geriet in Vergessenheit, wie zerrissen die Partei eigentlich ist. Überdeckt wurde die Krise auch von der Frage, wer der bessere Krisenmanager in der Pandemie sei – Laschet oder Söder?
Welche Haltung nimmt also die CDU ein? Was zeichnet sie aus? Darauf gibt es aktuell keine prägnante Antwort. Es gibt kaum noch Themen und Meinungen, mit denen sich die Union von anderen Parteien klar und deutlich abgrenzt. Und es gibt Themen, derer sie sich noch nicht ausreichend angenommen hat (Stichwort: Energiewende).
Anders ausgedrückt: Hätte die CDU Identität und Schwerpunkte längst geklärt, wäre es für sie ein Leichtes herauszufinden, wer der passendste Kanzlerkandidat ist. Nämlich jener, der die Haltung der Union am besten vertritt.
Die Identitätsfrage versucht die CDU nun über eine Person zu klären. Aus Markensicht ist das keine gute Idee, wie schon die SPD mit Martin Schulz bewies. Klar, bei den Wählern ziehen starke Persönlichkeiten sehr. Doch bei einer schlechten Performance oder einem Rücktritt stünde die Partei wieder vor demselben Problem. Es ist wie bei einem Unternehmen: Definiert es sich zu stark über die Führungsspitze, verliert sie die Orientierung, sobald diese ausscheidet. Das beste Beispiel ist Apple mit Steve Jobs und Tim Cook. Nachdem Cook den Chefposten übernommen hatte, kam das Unternehmen kurzzeitig ins Straucheln, weil Jobs die Marke geprägt hatte wie kein anderer. Da Apple aber eine starke Marke war und ist, ging die Erfolgsstory weiter.
Daran sind starke Marken zu erkennen: Sie wissen, wofür sie stehen – unabhängig von den Führungskräften. Die Union muss drei Fragen beantworten, um zu neuer Identitätsstärke zu gelangen:
Es ist wie bei jeder Marke: Auch eine Partei braucht Einzigartigkeit, Klarheit, Spitzenleistungen. Sie muss wissen, wer sie ist, welche Werte sie vertritt. Das macht eine Partei auf Dauer handlungsfähig, resilient und glaubwürdig. Darüber muss sich die Parteispitze dringend Gedanken machen, bevor sie die Wahlkampfmaschine anwirft.
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