Das müssen Führungskräfte verstehen: Die Art, wie sie ihre Mitarbeiter durch Krisenzeiten führen, wird die Wahrnehmung ihrer Unternehmensmarken und Arbeitgebermarken auf Dauer prägen. Also nicht nur aktuell, sondern die nächsten fünf bis zehn Jahre.
Auf dieser Gewissheit beruhend entstanden diese zehn Prinzipien. Sie basieren primär auf meinem intensiven Austausch mit anderen Führungskräften und Unternehmern, eigenen Erfahrungen sowie Anwendungen aus der Führungsliteratur.
Darauf kommt es in der Unternehmensführung heute an:
„Geben Sie Ihren Mitarbeitern das ganze Bild?"
Wenn man seinen Mitarbeitern alles sagt, was man weiß, kann man gar nicht verhindern, dass sie Verantwortung übernehmen.
„Messen Sie noch die Leistungen Ihrer Mitarbeiter oder schon die Ergebnisse?"
Viele Anführer verstehen das Delegieren falsch. Entweder sie können nicht delegieren oder sie delegieren nur Aufgaben. Die bessere Führung ist es, Verantwortung zu delegieren und sich damit die Kontrolle zu ersparen.
„Sind Sie Ratgeber auf Augenhöhe oder kontrollieren Sie noch die Home-Office-Arbeit?"
Die Krise zeigt: Das Vertrauen in Unternehmen und ihre Führungskräfte ist oft höher als in Regierungen und staatliche Stellen. Deshalb erweitert sich das Kompetenzspektrum von Unternehmen hin zur Lebensführungsberatung. Der Arbeitgeber wird zum Ratgeber.
„Kommunizieren Sie immer klar und unmissverständlich."
Auch wenn Klarheit oft als Härte empfunden wird: Aus falschen Motiven heraus zu glauben, Mitarbeiter müssen geschont werden, behindert diese nur. Weil sie ihre Kreativität und Energie nicht entfalten können. Am Ende weiß jeder, woran er ist. Das ist oft besser, als plötzlich aus allen Wolken zu fallen.
„Sind Sie immer und für jeden Ihrer Mitarbeiter ansprechbar?"
Distanz macht einsam und ist asozial. Noch nie war es so wichtig, so oft wie möglich mit so vielen Mitarbeitern wie möglich zu sprechen. Gesprächszeit mit Mitarbeitern verdoppeln, Eigenarbeit halbieren.
„Geben Sie schnell Feedback, beschleunigen Sie Entscheidungen. Oder stehen Sie noch im Weg?"
Nach überstandener Krise ist Geschwindigkeit der Schlüssel zum Erfolg. Darauf kommt es jetzt an: Lieferketten schließen, Geschäftsmodelle redefinieren, Prozesse neu erfinden. Und das alles schneller als der Wettbewerb, um sich dauerhafte Vorteile zu sichern. Alles, was das Unternehmensboot schneller macht, ist gut – selbst die kleinsten Kleinigkeiten. Alles, was es verlangsamt, muss eliminiert werden (das ging noch nie so einfach wie jetzt).
„Helfen Sie Ihren Mitarbeitern beim dezentralen Arbeiten mit klaren Orientierungspunkten?"
Menschen brauchen Rhythmus und Gewohnheiten. Diese müssen etabliert werden. Wenn alle Gewohn- und Gewissheiten wegbrechen, gehört es zu den Aufgaben des Leaderships, neue Rahmenbedingungen und Orientierungspunkte zu schaffen.
„Helfen Sie Ihren Mitarbeitern gerade jetzt dabei, über sich hinaus zu wachsen?"
Nicht miteinander, sondern füreinander arbeiten. Zeigen Sie Ihren Wunsch, dass der andere vorankommt und über sich hinauswächst. Das ist einer der drei großen Vertrauenstreiber.
„Vertrauen Sie dem Ungewissen?"
Home-Office ist dezentral. Damit entfällt Macht, Hierarchie und Kontrolle. Das alles wird ersetzt durch Kollaboration, Eigenverantwortung und Vertrauen. Diese Dezentralität wird in zentral organsierten Unternehmen die eigentliche Führungsherausforderung.
„Lernen Sie von instabilen Geschäftsmodellen, in denen Ungewissheit dazugehört?"
Unternehmen mit instabilen Geschäftsmodellen sind in der Krise im Vorteil. Sie haben einfach mehr Übung. Sie beschäftigen Mitarbeiter mit dem passenden Mindset, um in instabilen Zeiten zu gewinnen.
Diese zehn Prinzipien diskutierte ich mit geladenen CEOs in einem virtuellen Kamingespräch. Ich bedanke mich für den anregenden Austausch!
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