Ob Skandalvideos auf YouTube oder negative Bewertungen bei Amazon – die Markenrisiken für Unternehmen sind allgegenwärtig. Und ihre Auswirkungen können für Unternehmen zukunftsentscheidend sein.
Wie sollten Unternehmer in Krisenfällen vorgehen? Etwa nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert? Gewiss nicht. Topentscheider handeln sogar grob fahrlässig, wenn sie die Marke als zentralen Werttreiber und damit Risikofaktor unterschätzen oder gänzlich vernachlässigen.
Zwar investieren Unternehmen in ihren Vermögenswert. Doch sichern sie mit Top-, Finanz- oder Brand-Management auch das markeninduzierte Unternehmensrisiko (das „Brand Risk Management") systematisch und adäquat ab?
Fünf Gründe geben eine klare Antwort: Nein!
Systematisches Brand-Risk-Management ist also eher die Ausnahme als gängige Praxis. Diese unzutreffende Abdeckung der Marke im Risikomanagement führt dazu, dass eine passende Strategie sowie ein Frühwarnsystem fehlen. In solchen Fällen vernachlässigen Top-Entscheider einen der größten Risikofaktoren für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Aber wie können sich Unternehmen auf diesen Risikofaktor vorbereiten, um den Erfolg systematisch und nachhaltig abzusichern?
Drei Sofortmaßnahmen zur Reduzierung des Markenrisikos:
Brand-Risk-Management: Vier Schritte zur systematischen Wertsicherung
Schritt 1: Risikofrühwarnung & -erkennung
Machen Sie jeden zum Markenbotschafter und damit Risikomanager. Nur wenn jeder die Marke kennt, deren Bedeutung für den Unternehmenserfolg versteht und danach lebt, wird die Markenerwartung Realität. Mitarbeiter und Führungskräfte werden für das Markenversprechen sensibilisiert. So erkennen sie frühzeitig Gefahrenquellen und wissen, wie sich das Markenrisiko an den Kontaktpunkten reduzieren oder eliminieren lässt.
Schritt 2: Risikoerhebung & -identifikation
Ein jeder Kontaktpunkt beeinflusst die Markenwahrnehmung und damit das Stakeholder-Verhalten, was wiederum Auswirkungen auf die Business Performance hat. Deshalb sind sämtliche Kontaktpunkte pro Bereich in einem Managementsystem zu erfassen und zyklisch zu prüfen. Dadurch entsteht eine Übersicht über die potentiellen Risikoquellen (Anzahl an Kontaktpunkten), die zugleich über Themen wie „Risiko-Owner" und -Herkunft informiert.
Feste Rituale, zum Beispiel ein jährlicher Touchpoint-Audit sowie eine einheitliche Systematik mit Markenregeln sind die Grundlage, um Markenrisiken zu erheben und zu identifizieren. Ebenso empfiehlt es sich, Mitarbeiter pro Bereich zu involvieren, weil sie die Kontaktpunkte kennen und bereits Optimierungsideen besitzen. Damit bleibt die Verantwortung über die Kontaktpunkte und damit für das betreffende Markenrisiko im zuständigen Bereich.
Schritt 3: Risikoanalyse & -bewertung
Ob gebrandeter Kugelschreiber, ein Beratungsgespräch, die Verpackung oder das Produkt – nicht jeder Kontaktpunkt beeinflusst das Markenimage gleichermaßen. Deshalb ist zunächst die Bedeutung der einzelnen Kontaktpunkte aus Sicht der jeweiligen Anspruchsgruppe zu beurteilen. Danach ist die Eintrittswahrscheinlichkeit und das Schadenpotential (in Euro) der identifizierten Gefahrenquellen in einer „Brand Risk Map" einzuordnen.
Schritt 4: Risikobewältigung & -controlling
Mit der klar definierten Marke, den befähigten Markenbotschaftern und dem kontinuierlichen Kontaktpunktmanagement anhand der „Brand Risk Map" lassen sich abschließend die Gefahrenquellen systematisch beheben. Dabei sollte diese interne Sicht stets überprüft werden, etwa mit Hilfe von regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen, repräsentativer Marktforschung oder Social-Media-Sentiments. Anhand dieser Erkenntnisse lassen sich adäquate Strategien ableiten, die Aufgaben- sowie Rollenverteilung definieren, konkrete (Gegen-)Maßnahmen entwickeln und die notwendigen Ressourcen bereitstellen.
20 zu 1: Die Wahrscheinlichkeit spielt gegen Sie
Schon heute repräsentiert die Marke rund 50 Prozent der Marktkapitalisierung und sie gewinnt wegen des Überflusses an Produkten und Services weiter an Bedeutung für die wertorientierte Unternehmensentwicklung. Folglich hängt die Zukunftsfähigkeit und der Unternehmenswert vom aktiven Management der Markenchancen und -risiken ab. Wenn ein Unternehmen in der Marke keinen Werttreiber sieht, ist es nicht auf diesen Risikofaktor vorbereitet. Die Folge: Es ist nicht in der Lage, diesem kurzfristig mit ausreichenden Ressourcen zu begegnen, womit es seinen Fortbestand gefährdet.
Dabei prägen täglich unzählige Kontaktpunkte die künftige Markenwahrnehmung. Außerdem entspricht das Verhältnis positiver zu negativer Mundpropaganda drei zu zehn. Gleichzeitig sorgt die Digitalisierung dafür, dass diese Erfahrung schnell und vielfach geteilt wird und nichts in Vergessenheit gerät. Nicht immer ist der Markenschaden gleich und gänzlich erkennbar, jedoch sind die Folgen für Unternehmen immer massiv und nachhaltig.
Ist Ihr „Vermögenswert Marke" anhand Ihres Risikomanagements systematisch und adäquat abgesichert? Diese Frage sollten Sie sich dringend stellen.
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