Abstract
Aufgrund seiner einzigartigen Konzeption – nur ein Thema, nur ein hochkarätiger Referent, dazu ein Workshopformat, in dem Themen mit dem Vortragenden erarbeitet werden – hat sich der BrandTrust Future Circle zu einem hochkarätigen Think Tank entwickelt. Zu den Referenten gehörten bisher zum Beispiel Dr. Tomáš Sedlácek, Jochen Zeitz, Rolf Dobelli, Prof. Jesco Freiherr von Puttkamer und Prof. Beatrice Weder di Mauro.
Quasimonopolismus, Googles Gründung der Dachmarke Alphabet, Amazons Akquisition von Whole Foods und natürlich die weitreichende Datensammlung zu Konsumenten und deren Verhalten – dies waren nur einige der Themen, die Evgeny Morozov während seiner Keynote auf unserem BrandTrust Future Circle 2017 "Silicon Valley and Big Data: The Hidden Side of the Digital Transformation" ansprach.
Auf dem Future Circle 2017 in Konstanz am Bodensee entfalteten Morozovs durchaus kritische Inspirationen ihre Wirkung und verschoben unsere Grenzen der Vorstellungskraft. Für uns Zuhörer stellte sich unweigerlich eine zentrale Frage: Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf die Markenführung?
In einem der darauf folgenden Workshops, dessen Leiter ich war, widmeten wir uns der Zukunft der Marken und entwickelten sieben Thesen zur Markenführung in der digitalen Welt:
1. Daten sind das neue Öl
Das Sammeln und Auswerten von Daten werden zu Kerndisziplinen der Unternehmensführung in der digitalen Welt. Eine der Hauptaufgaben der Markenführung wird es sein, auf Basis dieser Daten Produkte und Leistungen zu entwickeln und zu vermarkten.
Infolgedessen wird die Effizienz des Marketings steigen: Seine Maßnahmen greifen besser. Die Floprate wird sinken: Unternehmen müssen keine Produkte mehr testen und anschließend wieder einstampfen, denn sie kennen die Konsumenten, ihre Gewohnheiten und Vorlieben. Es werden sich neue Chancen der Wertschöpfung eröffnen, weil Unternehmen die „Momente der Wahrheit" entlang der Customer Journey kennen und ihr Handeln danach ausrichten können.
2. Systematisch und kreativ erfasste Daten schöpfen Wert für Marken
Die Kernfrage für Unternehmen – aus allen Bereichen und jeglicher Größe – wird sein: Wie sammle ich effektiv, effizient und auf typische Art und Weise Informationen über meine Stakeholder?
Darauf basierend entstehen weitere Fragen:
Eine besondere Kreativität wird hierzu gefragt sein, fernab von Gewinnspielen ...
Webinar: "E-Sports: Warum keine Marke um den Hype herumkommt"
Senior Brand Consultant Colin Fernando erklärt in unserem Webinar, wie Sie mit Hilfe von E-Sports neue Zielgruppen erschließen und ein Engagement in diesem Bereich für eine gelungene Markenpositionierung nutzen können.
3. Aus der Zielgruppe wird die Attributisierung
Dass Zielgruppen out sind, darüber waren sich die Beteiligten des Workshops schnell einig – wenn damit die Einordnung von Konsumenten anhand soziodemographischer Merkmale gemeint ist. Mithilfe von KI und digitalen Hilfsmitteln sollten diese Merkmale zwingend mit weiteren konsumrelevanten Informationen ergänzt werden, damit sie nicht nur einfacher ermittelt, sondern vor allem einfacher interpretiert werden können:
Was sind die Knappheiten der Kunden? Was sind ihre Wünsche, Ängste und Sorgen? Was sind ihre Affinitäten und Wertevorstellungen? Diese Kriterien werden andere wie Alter, Einkommen und Geschlecht in den Hintergrund drängen.
4. Der menschliche Kontakt rundet die Kundenreise ab
Ein Gruppenmitglied berichtete: Er halte den kurzschrittigen Onlineprozess, um einen Tesla zu bestellen, zwar für einen Kontaktpunkt, der zur Marke passe – doch seine Kaufentscheidung sei – einmal mehr – im persönlichen Beratungsgespräch mit einem Verkäufer gefallen.
Der Kaufprozess Teslas ist eine Blaupause für das Kontaktpunktmanagement der Zukunft: Einfache, effiziente und technologisch maßgeschneiderte Prozesse werden die Basis einer jeder Kundenreise sein. Der menschliche Kontakt wird die Kundenreise dann abrunden, den Wert schöpfen und Potentiale zur Differenzierung bieten.
5. Marken werden schneller kommen und gehen
Die digitalen Medien, ihre Plattformen und die Konsumenten der Generationen X, Y, Z werden die Entwicklung neuer Marken fördern – aber sie werden auch dafür sorgen, dass sich der Produktlebenszyklus dramatisch verkürzt.
Die Demokratisierung der Märkte wird weiter vorangehen, die Exklusivität von Marken wird abnehmen. Künstliche Verknappung zu schaffen, seine Marke ständig selbstähnlich weiterzuentwickeln und bereits bei ihrer Einführung eine Vision zu vermitteln, die über Jahre tragfähig ist, sind nur einige der notwendigen Maßnahmen.
6. Digitalität muss als Haltung etabliert werden – auf allen Ebenen
All diese Maßnahmen werden nur umsetzbar sein, wenn alle Stakeholder des Unternehmens verstanden haben, welche Herausforderung die Digitalisierung für ihre Marke bedeutet. Die neue Transparenz, das neue Konsumentenverhalten und die Notwendigkeit von Daten sind nur einige der Begleiterscheinungen. Um in dieser neuen Welt erfolgreich zu sein, ist eine neue Haltung nötig – auf allen Hierarchieebenen, ungeachtet von Status, Alter und Erfahrung.
7. Der Markenkern bleibt als Führungsinstrument relevant
In dynamischen und stürmischen Zeiten wurden bisher meist nur Stil- und Marketingelemente wie Logos und Claims den neuen Gegebenheiten angepasst. Sie mussten als Alibi-Aktionen herhalten, als „Beweis", dass sich das Unternehmen den Veränderungen stellt.
In der Workshopgruppe herrschte Einigkeit, dass diese Maßnahmen zu inflationär eingesetzt werden und damit weder Herausforderungen gemeistert, noch eine neue Haltung etabliert werden. Es kommt erschwerend hinzu, dass viele Unternehmen Marken und Markenkerne in solchen Zeiten eher als Bremse denn als Chance sehen. Sie gehen aktionistisch vor und lassen dabei nicht selten die DNA des Unternehmens außer Acht.
Es wird in Zukunft nicht darum gehen, neue Führungsinstrumente zu etablieren, sondern den Markenkern als stabilitätgebendes Instrument zu verstehen, das einem Unternehmen Agilität verschafft, weil alle Mitarbeiter über einen gemeinsamen Handlungsrahmen verfügen.
Der „Blick in den Rückspiegel" wird weiterhin nötig sein, um zu erkennen, woher man kommt, welche Haltung und welcher Charakter das Unternehmen über Jahre erfolgreich gemacht haben. Es gilt zu überlegen, was es bedeutet, diese DNA für die Zukunft zu nutzen.
Auch für den diesjährigen BrandTrust Future Circle haben wir ein Thema ausgewählt, über das alle sprechen und welches schon mehr in der Mitte unserer Leben angekommen ist, als wir alle denken: die Künstliche Intelligenz. Wir freuen uns besonders, dass wir direkt bei der SXSW in Austin eine Koryphäe auf diesem Gebiet als Referentin gewinnen konnten, die sich dem Thema „Humanizing Automation" verschrieben hat und sowohl als Forscherin als auch als Gründerin dreier Unternehmen alle Aspekte dieser spannenden Technologie beleuchten kann. Weitere Informationen zu dem hochkarätigen Think Tank.
Haben Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Artikel? Wir freuen uns auf Ihre E-Mail.
Artikel, die Sie ebenfalls interessieren könnten:
NFTs: Was bedeutet der Hype für Marken?
Tomáš Sedlácek über die große Transformation
Amazon: Spitzenleistungen vergrößern die Fangemeinde einer Marke
Colin Fernando
Partner
In stürmischen Zeiten wurden bisher meist nur Stil- und Marketingelemente wie Logos und Claims den neuen Gegebenheiten angepasst. Sie mussten als Alibi-Aktionen herhalten, als ‚Beweis’, dass sich das Unternehmen den Veränderungen stellt.
Bereits das dritte Mal in Folge wurden wir 2023 vom Wirtschaftsmagazin FOCUS als Top Unternehmensberatung ausgezeichnet. Auch in diesem Jahr wurden die exzellente Leistung und die im Gedächtnis bleibende Kompetenz unserer Berater sowohl von Kunden als auch von Kollegen wertgeschätzt.
Wir freuen uns über diese Wertschätzung und danken unseren Kunden und Kollegen.
Möchten Sie ein unverbindliches Telefonat mit uns vereinbaren oder haben Fragen zum Angebot? Dann füllen Sie einfach dieses Formular aus und wir setzen uns zeitnah mit Ihnen in Verbindung.